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Genesis der Seminolen:

Die Sage von der Schöpfung des Landes, der Berge, der Täler, der Sümpfe, von Mann und Frau

von Medizinmann Buffalo Jim von der indianischen Nation der Seminolen, Florida; In: Arden, Harvey / Wall, Steve: Hüter der Erde. Begegnungen mit Indianern Nordamerikas; aus dem Amerikanischen von Ursula Wolf. Frederking & Thaler, 1994, S.80-81. Englisch: Beyond Words Publishing Inc., Hillsboro, Oregon

Abschrift von Michael Palomino (2006)

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Wie die Erde erschaffen wurde

"Am Anfang hatte die Welt kein Land. Nur Wasser.

Als der Schöpfer hierher kam, konnte er nirgendwo gehen. Dann sah Er einen kleinen Barsch im Wasser schwimmen. Der Barsch war müde vom dauernden Schwimmen und wollte sich ausruhen. Deshalb tauchte er bis zum Grund, hob Sandkörner auf und schichtete sie aufeinander, bis nach langer Zeit der Haufen endlich über die Wasseroberfläche ragte und der kleine Barsch sich darauf ausruhen konnte.

Das brachte den Schöpfer, der müde vom Waten im Wasser war, auf eine Idee. r sagte zum Barsch: 'Tauche wieder nach unten und hole mir vier Sandkörner.' Der Barsch tat das. Dann sah der Schöpfer eine Seekuh, und zu ihr sagte Er: 'Nimm eines der Sandkörner und schlage es mit deinem Schwanz nach Westen.' Also schlug die Seekuh das Sandkorn nach Westen, und dort, wo es hinrollte, bildete sich Land, und über dem Land donnerte es, und die Welt bebte. Dann sagte Er zur Seekuh: 'Nimm das zweite Sandkorn und schlage es mit deinem Schwanz in den Süden.' Sie tat es, und wieder bildete sich Land, und der Donner liess die Erde beben. Dann schlug die Seekuh die restlichen Sandkörner in den Norden und in den Osten. So entstand die Welt (S.80).


Der Specht, der Bussard und der Waschbär

Nachdem der Schöpfer das Land gemacht hatte, schickte er den Specht los, um sich umzusehen. Der Specht schlug kräftig mit den Flügeln. Als der Specht über das Land flog, schlugen seine Flügel auf den Boden, und so entstanden die Berge.

Der Schöpfer schickte auch den Bussard, um sich umzusehen. Der Bussard fliegt flach, mit ausgebreiteten Flügeln. Wo seine Flügel auf dem Boden auftrafen, entstanden Ebenen und Täler.

Ein anderes Tier war der Waschbär. Als die Welt gemacht wurde, sagte der Schöpfer allen Lebewesen, sie sollten nicht auf die Erdoberfläche gehen, solange sie nicht trocken und fest ist. Doch der Waschbär hörte nicht darauf und grub in dem weichen Boden nach Langusten. So entstanden die Sümpfe. Der Schöpfer schrie den Waschbär wütend an, er solle damit aufhören. Da begann der Waschbär zu weinen. Er wischte sich die Augen mit den Händen ab - die schwarz vom Graben waren. So bekam der Waschbär seine schwarzen Augen.


Wie die Liebe begann

Danach machte der Schöpfer den Menschen, so wie es in der Bibel steht. Er nahm Lehm und atmete ihn an. Und der Mensch fing an zu atmen und wurde lebendig. Dann gab ihm der Schöpfer Wissen und Weisheit. Doch dieser Mensch, es war ein Mann, war nicht glücklich, er ging herum und liess den Kopf hängen. Eines Tages sagte der Schöpfer: 'Ich weiss, warum du unglücklich bist: du bist einsam, das ist alles.' Also versetzte Er den Mann in tiefen Schlaf, machte aus seiner untersten Rippe eine Frau und legte sie neben ihn. Als der Mann aufwachte und die Hand ausstreckte, merkte er, dass jemand neben ihm lag. Er tastete weiter und merkte, dass es eine Frau war! Da begann er zu lächeln. Und die Frau - sie lächelte ihn auch an. So begann die Liebe." (S.81)






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