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Primärnationen Nord-"Amerikas": Kulturentwicklung und Chronologien

Lebensbedingungen der Primärnationen in den "Reservaten" der "USA" 1999:

wie "Dritte Welt"

Zusammenfassung von Michael Palomino (1999 / 2012); Meldungen

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aus: Lebensbedingungen der Indianer; http://edvmix.ub.tu-berlin.de/~asnai/themen/t_lebens.htm (1999)


Rund 500 Jahre nach der "Entdeckung" durch Kolumbus hat sich die Kultur und Lebensweise der Ureinwohner des Kontinents erheblich verändert. Heute stellen die Primärnationen (Ureinwohner, "Indianer") nur noch rund 2 % der Bevölkerung in den "USA" dar, und lediglich knapp 3% des ihnen früher ganz gehörenden Landes verteilt auf 267 Reservationen, ist heute noch Land der Primärnationen ("Indianerland").

Früher waren sie Ackerbauern, Sammler, Jäger, unabhängig, konnten sich selbst ernähren. Heute hat der "Weisse Mann" ihre Lebensgrundlage erheblich verändert.

Situation für Primärnationen in den "USA" heute: Die Mehrheit unter der Armutsgrenze

Angaben des staatlichen Büros für Angelegenheiten der Primärnationen:

Obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika zu den "reichsten" Industrieländern der Welt gehören, zählen die Wohngebiete der Primärnationen eher zu den "Dritte-Welt-Ländern". Bei den letzten beiden Volkszählungen in den Jahren 1980 und 1990 war der Bezirk Shannon auf der Pine Ridge Reservation im Bundesstaat Süd-Dakota die ärmste Gemeinde auf dem Gebiet der "USA". Bei etwa gleichen Lebenshaltungskosten wie in der BRD betrug das Pro-Kopf-Einkommen dort rund 5200 DM pro Jahr, obwohl hierbei auch weisse Bewohner (z.B. Farmer), die auf der Reservation wohnen, mitgezählt worden sind.

Rund 60% aller indigenen Bewohner auf Pine Ridge leben unterhalb der vom Staat festgesetzten offiziellen Armutsgrenze. Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen auch die Zahlen aus Reservationen in anderen Landesteilen der Vereinigten Staaten: Auf der in New Mexico gelegenen Santo Domingo Pueblo Reservation leben zum Beispiel 75% aller Bewohner unterhalb dieser Armutsgrenze.

Ähnliche Statistiken ergeben sich bei den Arbeitslosenzahlen: unter den Primärnationen (Ureinwohnern, "Indianern") bis zu 80 % Arbeitslose, teilweise höher, z.B. auf der Rosebud Reservation bei 86%, in der Pine Ridge Reservation hat in jedem dritten Haushalt keine der dort lebenden Personen eine Beschäftigung. Viele Vertreter der Stammesregierungen schätzen die Zahlen des Büros als zu niedrig ein.


Keine saubere Wirtschaft oder Industrie in den Reservaten - Nuklearindustrie bei den Primärnationen

Die Gewinne werden aber ausserhalb der Reservation investiert. Industrien siedeln sich v.a. dann bei den Reservationen an, wenn Umweltbelastungen oder sonstige Gefahren keinen anderen Standort zulassen, z.B. das Mohave-Kohlekraftwerk, das Kohle aus dem Big Mountain-Gebiet verarbeitet. So finden z.B. rund 80 % der Aktivitäten der Nuklearindustrie auf oder am Rande der Reservationen statt.


"Wohlfahrtsprogramme"

Die Einkünfte der Primärnationen stammen grösstenteils aus Wohlfahrtsprogrammen der "US"-Regierung oder aus Tätigkeiten in der Verwaltung:
-- Stammesrat
-- Büro für Angelegenheiten der Primärnationen
-- Schulen
-- Krankenhäuser

wobei die Mittel dafür ebenfalls aus Washington kommen. Jedoch haben sich hier Budgetkürzungen, vor allem in den letzten Jahren, überdurchschnittlich ausgewirkt und machen die Abhängigkeit der Primärnationen von Bundesmitteln besonders deutlich.


"Unterkünfte": Einheitshäuser, die klimatisch nicht angepasst sind und schnell verfallen

Die Situation für die Primärnationen in Nord-"Amerika" ist desolat:

-- genormte, vorfabrizierte Häuser, in der Regel aus Holz, finanziert über besondere "Programme"

-- keine Rücksicht auf traditionelle Wohnformen der jeweiligen Kultur der Primärnationen (Ureinwohner)

-- nur im Südwesten der "USA" konnte sich bei den Pueblo-Ureinwohner die althergebrachte Art des Wohnens vielfach noch bis in die heutige Zeit behaupten

-- ansonsten auch keine Berücksichtigung der verschiedenen klimatischen Bedingungen

-- Winter mit z.T. -30° C oder heisser Südwesten mit oft 30-40° C ist den "Organisatoren" egal, die Häuser sind immer im gleichen Stil gebaut

-- die gesetzlichen Mindestanforderungen werden bei rund 2/3 aller Häuser nicht erfüllt: Toiletten im Freien, kein fliessendes Wasser oder Waschgelegenheit im Haus

-- bei fast der Hälfte der Navajo- und Hopi-Haushalte liegt der Wasserbrunnen mehr als 100m vom Haus entfernt

-- teilweise müssen die Ureinwohner (Primärnationen) einen Weg von 30-40 km bewältigen, um an einen Wassertank der Gemeinde zu gelangen

-- die Häuser werden durch die einfache Bauweise oft schon nach wenigen Jahren reparaturbedürftig

-- Geld zur Instandhaltung oder Instandsetzung fehlt den meisten Ureinwohnern (Primärnationen).


"Gesundheitsversorgung": weite Wege zu Spitälern, geringere Lebenserwartung

-- kaum Ärzte in den Reservationen

-- "Programme" von der "Regierung" in Washington

-- teilweise ist das nächste Krankenhaus über 150 km weit entfernt

-- schwierige Erkrankungen können nur in den meist sehr weit entfernten Kliniken der Grossstädte behandelt werden, Geld für die Reise fehlt, und wochen- oder monatelange Trennung von der Familie im Spital ist vorprogrammiert

-- Lebenserwartung ist wegen schlechter medizinischer Versorgung wesentlich geringer als der Durchschnitt

-- im Bundesstaat Washington z.B. lag 1985 die Chance für ein Mitglied der Primärnationen, älter als 65 Jahre zu werden, bei 0,5%

-- hohe Säuglingssterblichkeit

-- hohe Rate bei TBC-Erkrankungen, bei den Lakota / Sioux 30-60 mal höher als für einen durchschnittlichen US-Bürger

-- rapider Anstieg der "Zivilisationskrankheiten" in den letzten Jahren: Herzerkrankungen, Leberzirrhose, Diabetes, durch einseitige Ernährung und durch die Armut in den Reservationen, durch die isolierte Lage der Gebiete ,kaum frisches Obst oder Gemüse, und wenn, dann kaum bezahlbar, billige Ernährung, stärke- und fetthaltig, kaum Nährstoffe, viele Mitglieder der Primärnationen (Ureinwohner) zu dick, wirken wohlgenährt, sind aber nicht ausreichend ernährt.

Die Statistik bestätigt die Primärnationen in den "USA" an letzter Stelle

"Die offiziell festgehaltenen Statistiken ihrer Lebenserwartung, des Gesundheitszustandes, der Einkommens- und Wohnverhältnisse sowie der Arbeitslosenrate zeigen, dass die Primärnationen (Ureinwohner, "Indianer") nach wie vor die am meisten benachteiligte ethnische Gruppierung in den Vereinigten Staaten sind und sich die Lage auf einer Reservation für die Ureinwohner eher mit der in einem "Dritte-Welt-Land" vergleichen lässt.

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Der Spiegel
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5.5.2012: <USA: Uno fordert Rückgabe von Gebieten an Indianer>

aus: Der Spiegel online; 5.5.2012;

http://www.spiegel.de/politik/ausland/indianer-uno-fordert-rueckgabe-von-gebieten-a-831527.html

Die Nachfahren der Ureinwohner sollen ihre heiligen Stätten zurückbekommen: Ein Uno-Bericht fordert die US-Regierung auf, mehr für indigene Gruppen zu tun. Laut einem Sonderberichterstatter steht die Aussöhnung mit den jahrhundertelang benachteiligten Indianern noch immer aus.

New York - Die Vereinten Nationen haben die USA dazu aufgefordert, mehr für die indigenen Völker zu tun. Die Nachfahren der Ureinwohner seien weiterhin benachteiligt, stellte der Uno-Sonderberichterstatter für die Rechte von indigenen Völkern, James Anaya, nach einer zwölftägigen Reise durch die USA fest.

Unter anderem müssten die Betroffenen die Kontrolle über Gebiete erhalten, die ihnen heilig seien. Dazu gehörten die San Francisco Peaks und die Black Hills in South Dakota. Die Rückgabe sei wichtig für die sozioökonomische Entwicklung, Selbstbestimmung und kulturelle Integrität.

Zugleich wies Anaya auf die Probleme hin, die durch den Bergbau entstünden. Beim Abbau von Uran sei es beispielsweise zur Kontamination von Grundwasser gekommen. Zusammenfassend sagte Anaya: "Es gibt weiterhin keine angemessenen Maßnahmen der Aussöhnung, um die Hinterlassenschaften durch die Geschichte der Unterdrückung zu bewältigen."

Anaya besuchte auf seiner Reise die Bundesstaaten Arizona, Alaska, Oregon, Washington, South Dakota und Oklahoma. "Ich habe Geschichten gehört, die zeigen, wie tief die Wunden der indigenen Völker immer noch sind", sagte Anaya in einer Mitteilung. Die Menschen hätten ihm davon berichtet, wie ihnen Land weggenommen wurde, Kinder ihren Familien entrissen wurden, Sprachen verlorengingen und Verträge nicht eingehalten wurden.

Strenge Gesetze erschweren Jagd und Fischfang

Erhebliche Schwierigkeiten gebe es für viele Nachfahren der Ureinwohner in Alaska und im pazifischen Nordwesten der USA, wo viele auf Jagd und Fischfang angewiesen seien. Dort erschwerten es ihnen strenge Gesetze, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Stämme müssten mit "wachsenden Bedrohungen" zurechtkommen, sagte Anaya. In Bezug auf Land und Ressourcen gebe es massive Interessenkonflikte bei der Nutzung von Rohstoffen.

Ein weiterer Streitpunkt ist der Mount Rushmore in den Black Hills, heute eine bedeutende Touristenattraktion. Laut einem Vertrag von 1868 gehört das Territorium den Sioux. Kurz darauf wurde jedoch Gold in der Region gefunden, woraufhin der US-Kongress ein Gesetz verabschiedete, das ihm das Land zuschrieb. Im Jahr 1980 legte der Oberste Gerichtshof fest, dass dies unrechtmäßig geschehen sei, und sprach den Sioux eine Entschädigung zu. Die Indianer jedoch lehnten das Geld ab und fordern weiter eine Rückgabe des Grundbesitzes. James Anaya kündigte an, noch im Lauf dieses Jahr eine Empfehlung für diesen und andere Fälle vorzulegen.

Der Uno-Mitarbeiter berief sich bei seinen Forderungen auf eine Erklärung der Rechte indigener Völker, die US-Präsident Barack Obama im Jahr 2010 unterschrieben hatte.

sto/Reuters/AP>







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